Weihnachtsoratorium in Jazz - Johann Sebastian Bach / Stephan König
09.01.2016, Iffeldorf 10.01.2016, Iffeldorf 09.01.2017, München, Herkulessaal 06.01.2018, Leipzig, Paulinum 09.01.2018, München, Herkulessaal 15.06.2018, Leipzig, Bachfest 21.12.2018, Freiberg, Dom
21.12.2019, Iffeldorf
22.12.2019, München, Herkulessaal 05.01.2020, Leipzig, Gewandhaus 10.12.2022, Iffeldorf 12.12.2022, München, Prinzregententheater
Christina Roterberg, Sopran / Anna Holzhauser, Alt / Martin Petzold, Tenor / Maximilian Höcherl, Bass
Klangkunst Chor Iffeldorf, Iffeldorfer Bachorchester
Stephan König Jazz-Quartett: Reiko Brockelt, sax / Stephan König, p / Thomas Stahr, b / Wieland Götze, dr
Leitung: Andrea Fessmann
Mitschnitt 06.01.2018, Leipzig, Paulinum - Aula und Universitätskirche St. Pauli. Ein Konzert der Leipziger Universitätsmusik.
Ton: Oliver Kurth; Kamera: Virginie Jahn, Hendrik Bertram; Videoproduktion: "Henne-Studio-Leipzig", www.hendrik-bertram.de 00:00:28 - 01 Chor Jauchzet frohlocket - CHOR
00:09:17 - 02 Rez. Evang. Es begab sich aber zu der Zeit - TENOR
00:10:59 - 04 Arie Bereite dich Zion - ALT
00:13:53 - 05 Choral Wie soll ich dich empfangen - CHOR + SOPRAN
00:16:18 - 06 Rez. Evang. Und sie gebar ihren ersten Sohn - TENOR
00:16:53 - 08 Arie Großer Herr und starker König - BASS
00:19:05 - 09 Choral Ach, mein herzliebes Jesulein - CHOR
00:20:36 - 11 Rez. Evang. Und es waren Hirten - TENOR
00:22:36 - 12 Choral Brich an, o schönes Morgenlicht - CHOR
00:27:19 - 13 Rez. Evang./E. Und der Engel sprach - SOPRAN/TENOR
00:28:12 - 16 Rez. Evang. Und das habt zum Zeichen - TENOR
00:28:37 - 18 Rez. So geht denn hin - BASS
00:30:09 - 19 Arie Schlafe mein Liebster - ALT
00:33:26 - 20 Rez. Evang. Und alsobald war da bei dem Engel - TENOR
00:33:43 - 21 Chor Ehre sei Gott in der Höhe - CHOR + 4 SOLISTEN
00:37:54 - 22 Rez So recht, ihr Engel, jauchzet und singet - BASS
00:38:37 - 24 Chor Herrscher des Himmels - CHOR
00:41:36 - 25 Rez. Evang. Und da die Engel von ihnen - TENOR
00:41:54 - 26 Chor Lasset uns nun gehen gen Bethlehem - CHOR
00:46:00 - P a u s e
00:46:47 - 28 Choral Dies hat er alles uns getan (+ 10 Sinfonia) - CHOR
00:55:06 - 30 Rez. Evang. Und sie kamen eilend - TENOR
00:58:18 - 33 Choral Ich will dich mit Fleiß bewahren - CHOR
00:59:38 - 34 Rez. Evang. Und die Hirten kehrten wieder um - TENOR
01:00:11 - 35 Choral Seid froh, dieweil - 4 SOLISTEN
01:01:37 - 54 Chor Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben - CHOR
01:05:09 - 55 Rez. Da beriet Herodes - TENOR / BASS
01:06:30 - 56 Rez. Du Falscher - SOPRAN
01:07:44 - 57 Arie Nur ein Wink - SOPRAN + CHOR
01:11:17 - 58 Rez. Evang. Als sie nun den König gehöret hatten - TENOR
01:13:15 - 59 Choral Ich steh an deiner Krippen hier - CHOR
01:15:58 - 60 Rez. Evang. Und Gott befahl ihnen im Traum - TENOR
01:16:31 - 61 Rez. So geht, genug - ALT
01:21:42 - 62 Arie Nun mögt ihr stolzen Feinde - TENOR
01:26:32 - 63 Rez. Was will der Hölle Schrecken nun - 4 SOLISTEN01:27:27 - 01 Chor Jauchzet frohlocket (Reprise) - CHOR + 4 SOLISTEN
www.klangkunst-im-pfaffenwinkel.de www.st-koenig.de Süddeutsche Zeitung, 22.12.2019, Arnold Zimprich Konzert in Iffeldorf: Jauchzet, frohlocket! Für das Weihnachtsoratorium in Jazz gibt es stehende Ovationen Ein glasklarer Sternenhimmel wölbt sich über dem abendlichen Iffeldorf, die Temperatur sinkt auf den Gefrierpunkt. Unten, vor dem Gemeindezentrum, herrscht emsiges Treiben. Das Weihnachtsoratorium in Jazz hat magische Anziehungskraft, das Konzert ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. (...) Stephan König hat dem bekannten Bach-Stoff neuen Schwung verliehen. Ja mehr als das: Er hat es verjazzt. Trotzdem bleibt dem Stück seine Anmut, seine Erhabenheit. "Jauchzet, frohlocket, auf, preist die Tage!", setzt der Chor an, voller Harmonie, aber auch stimmgewaltig. Die Akustik in der Mehrzweckhalle ist speziell - die Musik umfängt den Zuhörer derart, dass man sich fast so fühlt, als würde man mitten im Orchester sitzen. Die vier Solisten Katja Stuber (Sopran), Anna Holzhauser (Alt), Martin Petzold (Tenor) und Maximilian Höcherl (Bass) verleihen Stephan Königs Arrangement eine besondere Eleganz. Petzold, dessen Karriere beim Leipziger Thomanerchor begann, sticht mit seinem klaren Tenor heraus - doch auch Höcherls Stimme ist voller Anmut, warm, tröstend - von den beiden Solistinnen ganz zu schweigen. Bis zu den Engeln ist es heute nicht weit. Und dann wieder der Chor - "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen", schallt es stark rhythmisiert durch den Saal. Es ist ein Zusammentreffen mehrerer Urkräfte, die hier wirken. Dirigentin Andrea Fessmann führt Musiker und Publikum liebevoll durch die zwei Stunden, herzlich, aber doch voller Verve. Sie lebt die Musik mit jeder Faser ihres Körpers - im Chor nur strahlende Gesichter. Diese viel zitierte Chemie, sie stimmt hier in Iffeldorf. Saxofonist Reiko Brockelt und Bassist Thomas Stahr lassen sich zwischendurch zu beeindruckenden Soli hinreißen. Arrangeur Stephan König wechselt gekonnt von Cembalo an den Flügel. "Lasset uns gehen gen Betlehem", verkündet der Chor, als es in die Pause geht. Wer behauptet, Barockmusik und Jazz würden nicht zueinanderpassen, wird an diesem Abend Lügen gestraft. Zwar wirkt die ein- oder andere Abfolge etwas schroff - doch das ist genau der Clou. Bach wird mitnichten entwürdigt, vielmehr das "Jauchzen" und "Frohlocken" durch die schwungvollen Jazz-Elemente noch gesteigert. Zwischendrin gibt es kurze Jams, es wird gegrooved. Anna Holzhauser verfällt sogar kurz in den Scat, diesen Jazz-typischen Gesangsstil. Manch einer würde sich eine Tanzfläche wünschen, doch dafür ist leider kein Platz - und die Musik dann doch wieder zu feierlich. Der Klangteppich, den die Musiker weben - er ist ohne Frage von feinster Qualität. Beim Choral Nr. 29 wird das Publikum schließlich zum Mitsingen aufgefordert. Andrea Fessmann dreht sich um, dirigiert in die Menge. Schließlich wird auch zu ungewöhnlichen Instrumenten gegriffen - der Chor streicht sich über die Hände, klopft sich auf die Brust, stampft auf den Boden. "Du, Jesu, bist und bleibst mein Freund", singt Petzold, "und werde ich ängstlich zu Dir flehn: Herr, hilf!, so lass mich Hilfe sehn!" Dieser fabelhafte Abend dürfte so manchem im Publikum geholfen haben - im Vorweihnachtstrubel, in dieser Zeit, in der sich alles verdichtet, in der manches auch zu viel wird. So viel Wärme, so viel Rhythmus - man hat auch nach zwei Stunden noch nicht genug. Die Musiker, die stehende Ovationen bekommen, müssen mehrmals vor das Publikum treten, ehe sie entlassen werden. "Die treten auch noch im Herkulessaal in München auf", sagt eine begeisterte Dame am Ende. Und es klingt wie eine Verheißung: "Angeblich ist das Konzert noch nicht ausverkauft." Süddeutsche Zeitung 08.01.2018 Iffeldorf rockt Leipzig
Den Iffeldorfern wurde die Ehre zuteil, als erstes auswärtiges Ensemble im frisch eröffneten Paulinum aufzutreten.
Andrea Fessmann und ihre Ensembles begeistern in der Bach-Stadt mit dem "Weihnachtsoratorium in Jazz"
Von Sabine Näher, Iffeldorf/Leipzig
Der Schlusschor ist gerade verklungen, da bringt es ein Besucher in der ersten Reihe auf den Punkt: "Wahnsinn", murmelt er, "eine Sensation!" Dann bricht der Jubel los. Schon bei der Uraufführung 2016 in Iffeldorf begeisterten Andrea Fessmann, ihr Chor Klangkunst und das Iffeldorfer Bachorchester mit dem "Weihnachtsoratorium in Jazz" das Publikum. Am Wochenende haben sie Musikgeschichte geschrieben, indem sie das Werk nach Leipzig brachten, also an den Ort, wo Johann Sebastian Bach von 1723 bis 1750 als Thomaskantor wirkte.
Noch immer lebt sein Geist in dieser Stadt wie nirgends sonst. Und da kommt eine Truppe aus Oberbayern, um den Leipzigern eine neue Sicht auf "ihren" Bach anzubieten? "Das war schon sehr mutig", räumt Hans Hoche, Mitorganisator der Iffeldorfer Meisterkonzerte, ein. "Wir alle sind sprachlos", kommentiert er den tosenden Applaus am Samstagabend in der neu eröffneten Universitätskirche St. Pauli. Die so aber gar nicht genannt werden darf: Die Rede muss sein vom "Paulinum", Aula und Andachtsraum der Universität - ein Gebäude, um das in Leipzig regelrecht gekämpft wurde. Dort, wo es sich nun erhebt, hatte ursprünglich die 1240 geweihte Kirche eines Dominikanerklosters gestanden, das im Zuge der Säkularisation der Universität Leipzig übereignet wurde. Den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs überstand die Kirche, doch ein Besuch des SED-Vorsitzenden Walter Ulbricht wurde ihr zum Verhängnis: Als Ulbricht sah, wie viele Studenten in die Gottesdienste strömten, ordnete er die Sprengung der Kirche an. Dieser barbarische Akt hinterließ eine Wunde, die nach der Wende wieder aufbrach. Erbittert wurde um einen angemessenen Nachfolgerbau gestritten. Die kirchenfeindliche Haltung der SED hat bis heute spürbare Auswirkungen. Anfang Dezember wurde das Paulinum eröffnet, das inoffiziell schon wieder als "die Universitätskirche" bezeichnet wird. Wohl auch aus dieser Vorgeschichte erklärt sich, dass das Konzert der Iffeldorfer sofort ausverkauft war und eine öffentliche Generalprobe eingerichtet werden musste. In beiden Aufführungen volles Haus und jubelnder Applaus. Zu den ersten, die sich erheben, zählt am Samstagabend Christian Wolff, Pfarrer der Thomaskirche im Ruhestand: "Das ist absolut großartig, wie Bachs Musik und die Neukomposition so stimmig ineinander übergehen - und mit wie viel Lust hier musiziert wird."
Martin Petzold, Leipziger Tenor, der auch im Münchner Süden durch viele Auftritte bekannt ist und am Samstag wieder einmal als Evangelist glänzte, hat sehr persönliche Erinnerungen beizusteuern. Er war Thomaner und schwänzte am Tag der Sprengung die Schule, um heimlich zu fotografieren, wie St. Pauli in Schutt und Asche versank. "Ich habe damals fürchterlich geweint", erzählt er. "Und nun war es ein sehr bedeutsames Erlebnis für mich, im Eröffnungsgottesdienst und bei der berührenden Aufführung des 'Weihnachtsoratoriums in Jazz' mitwirken zu dürfen."
Komponiert hat das Werk der Jazzer Stephan König, der in Leipzig kein Unbekannter ist. Sein Jazz-Quartett und die Solisten Christina Roterberg (Sopran), Martin Petzold (Tenor), Anna Holzhauser und Maximilian Höcherl (Vocals) ergänzten in Leipzig wie schon in Iffeldorf Fessmanns Chor und Orchester. Ob es der Aura des Ortes, dem genius loci, zu verdanken war, bleibe dahin gestellt. Jedenfalls wuchsen die Iffeldorfer über sich hinaus. Wie immer von Fessmanns inspirierendem Dirigierstil befeuert, gelang ihnen schlicht alles: Der jubilierende barocke Gestus, die lässige Jazzhaltung, der rhythmische Sprechgesang, auch der Einsatz des Chores als klatschendes und stampfendes Percussion-Instrument. Das Orchester musizierte souverän brillant, die Jazzer brachten ihre unverwechselbare Farbe ins Spiel, die Sänger den klassischen Ton ebenso überzeugend wie den gehauchten Bar-Gesang.
"Ich habe die Entwicklung dieses Gebäudes über Jahre verfolgt, ich weiß um seine Geschichte", sagt Fessmann. "Ich wollte dieses Werk unbedingt an diesem Ort aufführen. Beide sind die perfekte Synthese aus Alt und Neu." Ursprünglich sollte das Paulinum 2009, zum 600-jährigen Bestehen der Leipziger Universität, eröffnet werden. In der Folgezeit gab es keine verlässlichen Prognosen. Nun hatten die Iffeldorfer die Ehre, als erstes auswärtiges Ensemble an diesem Ort zu musizieren. Das dürfte für alle Mitwirkenden ein unvergessliches Erlebnis bleiben.
Münchner Merkur, 11.01.2016 Frohlocken bei Beats und Jubelchören Bachs Weihnachtsoratorium und Jazz wurden zur gelungenen Symbiose zusammengeführt Von Dorothe Fleege Iffeldorf Die Idee, Bach und Jazz zur Symbiose zu führen, ist weder neu noch ungewöhnlich. Wo sich der eingefleischte Barockpurist mit Grausen wendet, da wippt die überwiegende Hörerzahl mit Begeisterung. So auch im ausverkauften Gemeindezentrum in Iffeldorf. Der Chor des dortigen Klangkunst-Vereins hatte eine Auftragskomposition in die Hände des Leipziger Komponisten, Jazzers, Pianisten und Dirigenten Stephan König gelegt. Und zwar nichts Geringeres als Bachs Weihnachtsoratorium, mit der Bitte, Tradition und Gegenwart anzunähern. König löste diese Aufgabe, gemeinsam mit seinem eigenen Jazzquartett, mit geschmeidiger Bravour. Kein Jazzmeeting solle die Uraufführung werden, sondern die Erzählung der Weihnachtsgeschichte zur Ehre Gottes, betonte Andrea Fessmann, die die Gesamtleitung übernommen hatte. Zum Auftakt steht das gewohnte Chor-Frohlocken im Vordergrund, nur der großartige E-Bass von Thomas Stahr mischt sich ein. Mit fetzigem Saxophon (Reiko Brockelt), Königs „Flügelschlägen“ und coolem Tremolo der Drums (Wieland Götze) gibt es den ersten Vorgeschmack auf den fulminanten Abend. Als vielversprechende Entdeckung tastet sich die junge Jazzsängerin Anna Holzhauser gefühlvoll mit ihrer Interpretation nicht nur aufs Terrain der herrlichen Altarie „Bereite dich Zion“, sondern buchstäblich unter die Haut. Einen ganz besonderen Moment an Eindringlichkeit schenkt Sopranistin Barbara Fleckenstein, die zum leisen Summen und Raunen des riesigen Chores vollkommen zart und zurückgenommen die Frage „Wie soll ich dich empfangen?“ in den Raum stellt. Einspringer Maximilian Höcherl groovt noch etwas zurückhaltend sein „Großer Herr und starker König“, wird aber im Laufe des Abends mehr Lockerheit und Substanz zeigen. Jugendlich klar und plastisch in der Deklamation präsentiert sich Evangelist Martin Petzold. Das voluminöse Chorensemble folgt den ungewöhnlichen Akzentuierungen präzise, ist stets präsent. Mit visionären, fast zu süß lichen Klängen begleitet das Jazzquartett den Aufgang „Brich an, o schönes Morgenlicht“. Ganz soft gleiten die Übergänge der Verkündigungsszene ins Ohr. „Tschack-tschack, her mit dem Beat“ heißt dann aber flugs das Motto für „Ehre sei Gott“. Der rhythmische Sprechgesang scheint dem Chor Vergnügen zu bereiten, bevor sich der bekannte Bach’sche Jubel wieder seinen Weg bahnt. Mit dem Barockorchester Iffeldorf, das an Intonation und Zusammenspiel keine Wünsche offenlässt, gelingen die raffiniert gemachten rhythmischen Übergänge zwischen pulsierendem Swing und barockem Glanz sehr geschickt. Auch im zweiten Teil sind die Wege vom „Kyrieleis“ zum Barjazz-Schwoof nur kurz, träumerische Klavierwölkchen begleiten statt trockener Rezitativakkorde. Im kontrastreichen Gegensatz stehen satter wiegender Sound, Sprechgesang und Koloraturen der Trompeten. Bodypercussion, Händereiben, energisches Gruppenstampfen, Schnipsen, gar Vor-die-Brust-Klopfen kommen zum Einsatz. Donnernder Applaus und großer Jubel für ein gelungenes Experiment (...) |