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> BILLARD <  MUSICAL

Musik: Stephan König . . . . . Text: Lothar Bölck



Musikalische Leitung: Stephan König
Regie: Rüdiger Evers
Choreographie: Claudia Göhler
Bühnenbild/Kostüm/Regiemitarbeit: Susanne Tischbier
Produktionsleitung: Uta Ernst
Regieassistenz: Nichole Würges
Ton: Steffen Seifarth

URAUFFÜHRUNG: 29.05.2001, 19:30 Uhr
Eröffnung des neuen Konzert- und Theatersaales der Hochschule für Musik und Theater Leipzig

BILLARD ist ein Gesellschaftsspiel, eine Metapher auf die Gesellschaft. Karambolage als gesellschaftlicher Konflikt zwischen den Gruppen der Gesellschaft, zwischen den Generationen, zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Spielball und Stoßball. Die Bande als Rand der Gesellschaft, die Löcher des Billardtisches sind Nischen für Randgruppen, Aussteiger, Gestrauchelte usw. Sofern kein Ball den Tisch verläßt, bleiben alle im Spiel. Das Spiel wird ständig wiederholt. Das Grün des Tisches symbolisiert aber gleichzeitig Hoffnung und Zuversicht. Die Vielfarbigkeit der Bälle steht für das "bunte" Leben. Liebe, Verständnis, Toleranz, Mitgefühl, Menschlichkeit etc. unter den "Farben" der Gesellschaft sind möglich. Die immer neuen Konstellationen der Bälle zueinander sind Ausdruck der Veränderbarkeit des Einzelnen und seiner Lebenssituation. Jedoch liegen in der Begrenzung des Tisches (Banden) Norm und Zwang der Gesellschaft.
Lothar Bölck


DARSTELLER
Jule..........Verena Küllmer
Ronny..........Manuel Jadue
Sponti..........Tobias Bode
Made..........Renate Knollmann / Nichole Würges
Heiner..........Oliver Polenz
Elvira..........Sandra Mühle
Kneipenphilosoph..........Torsten Ankert
Lisa..........Nadin Isu
1.Stammtischschwester..........Susan Vihernik
2.Stammtischschwester..........Maike Schmidt
3.Stammtischschwester..........Susanne Lempsch
Kommissar/Makler.........Alexander Mildner
Assistentin/Bänkerin..........Kristina Otten
Feiner Pinkel..........Matthias Lenz
Fernsehreporter..........Juan M. V. Garcia
Moderatorin..........Miriam Dusza
in weiteren Rollen..........Sandra von Holn, Olivia Wendt


ORCHESTER
Flöte: Franziska Döring
Oboe/Englisch Horn: Rosie Hillier
Klarinette: Robert Schenker
Alt-/Sopran-Saxophon: Max Teich
Tenor-Saxophon/Fagott: Volker Dahms
Bariton-/Alt-Saxophon, Baß-Klarinette: André Bauer
Trompete: Marko Frank
Horn: Christoph Schneider
Posaune: Stephan Meiner
Keyboards: Gyeong-Hwa Ro
Gitarre: Florian Segelke
Baßgitarre: Anne Lieberwirth
Percussion: Timo Schmeichel
Schlagzeug: Sebastian Reimer
Klavier/Keyboards/Electronics: Stephan König

 
Ausschnitte aus der Rezension vom 31.05.01, Leipziger Volkszeitung
(...) zwischen Groove und Ambition, Schmelz und Cluster, zwischen Strawinsky, Bernstein und Lloyd findet König einen sehr eigenständigen Ton. (...) Die musikalische Substanz der studentischen Kapelle unter Komponistenleitung ist wunderbar. Was auch für das Potenzial der Darsteller gilt. Die Studierenden der Fachrichtung Popularmusik können tanzen, sie können singen, und sie können schauspielern. Was selbst auf professionellen Bühnen keine Selbstverständlichkeit ist.Verena Küllmer stattet Jule mit Gefühl, Wahrhaftigkeit, Natürlichkeit aus. Renate Knollmann singt als Made eine wunderbare Ballade, Nadin Isu findet als Stadtstreicherin Lisa bewegend tragische Zwischentöne, Manuel Jadue gibt einen überzeugend lieben Hausbesetzer, Tobias Bode einen erheblich garstigen Sponti.
Kein Ausfall, nirgends. (...)
Peter Korfmacher

 
Rezension vom 29.05.01, Leipzig-Almanach (www.leipzig-almanach.de)
Teenie-Drama am grünen Tisch
Stephan Königs "Billard"-Musical im neuen Konzertsaal der Musikhochschule
von Wolfgang Gersthofer
 
"Stoß für Stoß, Knall um Knall". Jetzt wissen wir es: das ganze Leben ein Billard-Spiel. Stephan Königs neues Bühnenwerk hat begonnen. Textautor Lothar Bölck rollt seine (ernste) Musical-Geschichte von hinten her auf. Schüsse peitschen durch den späten Faschingsabend, Jugendliche tragen den (tödlich) verwundeten Ronny in die Billardkneipe an der Ecke. Etwas später taucht der Komissar mit seiner leicht schüchternen Graues Mäuschen-Assistentin auf.
 
Dann Szene um Szene die Rückblende. Wie Monate zuvor alles begann. Wie Ronny neu in die Klasse kommt, vom sprücheklopfenden Cliquenchef Sponti zunächst "boykottiert" wird. Ronny, der vielleicht ein klein wenig schlacksige engagierte Weltverbesser; voller Idealismus nimmt er sich hausbesetzend alter wertvoller Bausubstanz an (darf man dabei wohl an Connewitz vor einigen Jahren denken?). Das spricht manches Mädel an. Überhaupt sind die (Schulhof-) Typentreffend gezeichnet: Der stotternde Quasi-Außenseiter Heiner (der gleichwohl fest in die Clique integriert ist); die blonde Klassenschöne Julia; Made, die eher unauffällige Kumpeline, die um die problematischen familiären Verhältnisse Spontis weiß und ahnt, daß sein großspuriges Gebaren nur ein Schutzmechanismus ist.
 
Man nimmt irgendwie Anteil an diesen Schülerschicksalen. Und zwischen den dialogischen Aktionen findet sich manch Liebeslyrik. "Wir sehnen uns nach uns nur, das muß die Liebe sein" entdecken Julia und Ronny, der sich mit diesem ganzen "romantischen Quatsch" noch nicht so auskennt, das schönste aller menschlichen Gefühle. Oder nach der Pause, als Sponti, dem Julia auch nicht gleichgültig ist, uns einen Blick auf den weichen Kern unter der rauhen Schale (na also, Made hat ja völlig Recht) gönnt: "Mein Herz ist offen, / ich laß dich rein. / Du hast mich getroffen, / ich will bei dir sein." Genau davor die Schlüsselszene des 2. Aktes: Ronny läßt sich von Sponti überreden zum Billard-Duell um Weibes Wonne und Wert: die bezaubernde Julia ist der Spiel-Einsatz. "Stoß für Stoß" - Sponti führt das geschicktere Queue. Ronny, der einsame gebrochene Jüngling, läßt in einer verzweiflungsvollen Solo-Arie sein herzzerreißendes "Julia, verzeih mir, verzeih" ertönen. Vollends zur tragischen Gestalt wird er, der sich in seinen Hausbesetzer-Aktionen von den profitgierigen, abrißwütigen Geschäftemachern - ob sie wohl aus den alten Bundesländern gekommen sind? - nicht so leicht einschüchtern läßt, bald darauf, als die Schüsse ihn treffen. Ronny, der Märtyrer von Connewitz!
Und tatsächlich: der von besagten Profitgeiern gedungene Schütze ist niemand anderes als der schon die ganze Zeit so verdächtig durch die Handlung geisternde, ständig das Thema des vierten Satzes aus der "Peer Gynt"-Suite pfeifende Typ mit der Sonnenbrille, wer hätte das gedacht?
 
In der letzten Szene - der Kreis hat sich geschlossen: wir sind wieder in der anfänglichen Kneipennacht, wenige Stunden vor dem Aschermittwochsgrauen - präsentiert die hochprozentigen Geistern zugetane Kneipenkundin Lisa jedoch den wahren Täter: wir alle. Der Kommissar muß ihr recht geben. Wieder einmal hat die Gesellschaft versagt (schon gleich nach der Pause wurde übrigens in einer flotten Tanznummer der Fitness-Wahn unserer Freizeitgesellschaft angeklagt: "Fit ist steil, fit ist geil, fit for fun")! Jetzt hebt das Schlußensemble an, das uns - ganz dezent - "die Moral von der Geschicht" vermittelt: "Wehr Dich, empör Dich, gib nicht auf".
(...) Das große Ensemble agierte im Ganzen ansprechend (im Dialog wie in den Songs), die einzelnen "Typen" wurden gut als solche rübergebracht. Ein besonderes Kabinettstückchen lieferte Nadin Isu als ewig versoffene, Weisheiten verkündende ("Langer Rede kurzer Gin") - Rum-Lisa. Eine weitere attraktive Nebenfigur: Torsten Ankerts bauchredender Kneipenphilosoph" samt Puppe.

Ein Lob auch für manch tänzerische Show-Einlage: Ich denke da z. B. an das fetzige Kneipenballett mit Kommissar (der natürlich im klassischen Trenchcoat über die Bühne wirbelte).
 
Und die Musik?: Nicht ungeschickt gemacht, etwas rappig (manche Nummern entwickelten sich vom Rap hin zum "richtigen" Gesang), etwas rockig angehaucht, natürlich auch immer wieder mal versonnene Töne, eigentlich gar nicht so sehr jazzig, wie es sich der eine oder die andere eventuell erhofft haben mochte.
Insgesamt ergibt sich ein einheitlicher (musikalischer) Stil.

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