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Tap it deep - Sextett mit MIDI-Step
Premiere: 23./24.11.01

"tap it deep" verbindet Musik und Tap Dance durch eine neuartige, selbstentwickelte MIDI-Technik der Step-Schuhe zu ungeahnter Einheit. Tanz, Bewegung, Sounds, Text und Musik verschmelzen in Klangkaskaden, schillernden Farben und kraftvollem Groove zu einer Gesamtperformance für Auge und Ohr.  Bewegung wird hörbar, Musik sichtbar. Musikalische Polaroids - Aufnahmen von Klängen und Geräuschen - dienen als emotionale Impulsgeber. Steptanz malt Bilder aus Geräuschen. Kompositionen, die aus der rhythmischen und tonalen Mikrostruktur des aufgenommenen Tonmaterials entstehen, bilden die Grundlage für Improvisation und Kommunikation.


Sebastian Weber (MIDI-Step)
Stephan König (Klavier, Komposition)
Barbara Buchholz (Theremin, E-Bass, Sampling)
Matthias Muche (Posaune)
Jan Krause (E-Bass, MIDI-Technik)
Ralf Schneider (Schlagzeug)

 
Rezension vom 28.11.01, NW Bielefeld
Tanz als Instrument
"Tap in deep" steppte in der Oetkerhalle
Mit Schuhen Musik machen? Dass das nicht nur möglich ist, sondern ausgesprochen spannend sein kann, zeigte "Tap it deep" im kleinen Saal der Oetkerhalle. Sphärische Klänge, atmosphärische Samples und "midifizierter" Stepptanz verbanden sich zu einem außergewöhnlichen audiovisuellen Erlebnis.
Nach vier Jahren stellt das Ensemble um die Bielefelder Bassistin Barbara Buchholz und den renommierten Stepptänzer Sebastian Weber sein neues zweites Projekt vor. Die selbstentiwickelte Midi-Technik ermöglicht es dem Tänzer, mit den Steppbewegungen Sounds und Samples abzurufen und so eine ganz neuartige Verbindung zwischen Tanz und Musik zu schaffen. Ein halbes Jahr lang ist Barbara Buchholz in Berlin auf eine akustische Erlebnisreise gegangen. Sie hat multikulturelle Szenen, Geräusche oder Klänge der Großstadtatmosphäre aufgenommen. Diese Sarnples erzählen Geschichten, die von den Musikern und dem Tänzer sensibel aufgenommen und spannungsgeladen ausgesponnen werden. Sphärische Chorgesänge und schwebende Theremninklänge gehen über in eingängige Rhythmen und jazzige Harmonien. Komponist und Pianist Stephan König aus Leipzig hat in seiner Musik klassischen und modernen Jazz mit folkloristischen Elernenten vermischt. Dabei dominiert immer der Groove und verbindet Musik und Tanz. Besonders faszinierend wird die Show durch Sebastian Weber, der Tänzer, Schauspieler und Musiker in einem ist. Mal wirbelt er in furiosem Stepptanz über die Bühne, mal bewegt er sich ausdrucksvoll in skurriler Pantomime. Setzt die Steppschritte als Perkussion- und Melodieinstrument gleichzeitig ein. Dabei kommuniziert der Kölner abwechselnd mit den anderen Musikern, improvisiert mit dem Pianisten, liefert sich rhythmische Duelle mit Bass und Schlagzeug und "musiziert" im Duett mit Therernin oder Posaune.
"Tap it deep" bot den begeisterten Zuschauern eine faszinierende und humorvolle Show für Augen und Ohren. Nicht zuletzt dank hervorragender Musiker- Jan Krause (Bass), Ralf Schneider (Drums) und Matthias Muche (Posaune).
"Tap It Deep" - eine Show für alle Sinne.
Yvonne Thyen


Rezension vom 26.11.01, LZ Dortmund
Auditive Reise durch Berlin, gesteppt unter Drachen
Ensemble" Tap it deep" gastierte im Art Kite Museum
Detmold (sz). Zunächst erinnert der Sound ein wenig an eine Filmtonspur, der man das Bild entzogen und durch einen Tänzer ersetzt hat, der die Musik und Geräusche unmittelbar in Bewegungen umsetzt und durch seine Bewegungen wiederum Klänge erzeugt. Diese eigentümliche Art Zusammenspiel von Klang und Bewegung brachte das Ensemble "Tap it deep" am Samstagabend auf die Bühne des Art Kite Museums.
Gleich einer von Klangfäden gezogenen Marionette agierte Stepptänzer Sebastian Weber, machte Musik sichtbar und gleichzeitig auch seine Bewegungen hörbar: Durch die mit selbst entwickelter MIDI-Technik präparierten Steppschuhe rief er zusätzlich zum traditionellen Geklapper verschiedene gesampelte Sounds ab.
Zusammen mit den vom Ensemble live gespielten Kompositionen - ein wenig Klassik, Groove, Beat, Jazz und Folklore - kamen Tonbandaufnahmen einer Berlinreise zum Einsatz: Hektischer Großstadtlärm, multikulturelle Sprachfetzen, Chorgesänge aus dem Dom, Spiele mit Telefontönen sind "Musikalische Polaroids, Audio-Ansichtskarten", die durch Zooming in klanglich interessante Situationen in Form der Samples dem Tänzer Sebastian Weber "in die Schuhe geschoben" werden, erläuterte Leiterin Barbara Buchholz, verantwortlich für E-Bass, Therernin und Samples. Lauter gewohnte Geräusche und Klänge, vertraut und verfremdet zugleich durch die experimentelle Mischung und Zusammensetzung.
In Zwiegesprächen der skurrilen Bewegungssprache des Tänzers mit den Klängen von E-Bass (Jan Krause), Piano (Stephan König), Posaune (Matthias Muche) und Schlagzeug (Ralf Schneider) entstanden Atmosphären und Klangkaskaden, die den Zuschauer und -hörer aufhorchen ließen, weil das Erwartete eben nicht eintrat, sondern das Unerwartete.
Musikalischer und tänzerischer Ausdruck, verwoben in einer Kreisbeweung, sich gegenseitig inspirierend, aufnehmend, weiterführend: ein Dialog, eine Collage aus Tönen, ein Bild zum Hören, ein Klangbild eben.
Irgendwo an der Grenze zwischen Musik, Geräusch, Bewegung und etwas, das sich mit Worten nicht so einfach beschreiben lässt. Den innovativen Sound für Auge und Ohr muss man erlebt haben "
 
 
Rezension vom 19.02.02, Stuttgarter Zeitung
"Raus mit dem Zaster, sonst gibt's 'n Desaster". Der Mann hört sich nicht so an, als ob er scherzen wollte. Genausowenig wie die Meute, die seine Worte nachskandiert. Ein konzertierter Banküberfall? Keineswegs, nur ein Ausschnitt aus der Stepptanzperformance "Tap It Deep", die kürzlich im Treffpunkt Rotebühlplatz zu sehen war. Ein Projekt, mit dem das Ensemble rund um die Bielefelder Bassistin Barbara Buchholz und den Kölner Stepptänzer Sebastian Weber nun nach zwei Jahren Pause wieder gemeinsam auf Tour ist. Natürlich mit neuem Programm.
Die Produktion "Dear P.H." baut ganz auf erlebte Geschichten und Geräusche. Dafür ist Buchholz extra mit einem Aufnahmegerät durch Berlin gezogen, um durch Zoomen vor allem die Hinterhofatmosphäre der deutschen Hauptstadt einzufangen. Ein akustischer Streifzug, auf dem vielerlei "Audio-Ansichtskarten" für "Tap It Deep" entstanden sind. Samples, die dann nicht nur in die Musik mit eingearbeitet, sondern auch frech Sebastian Weber in die Steppschuhe geschoben wurden. Oder besser unter dieselben. So bekam der 29-Jährige elektronische Tonabnehmer unter die klackernden Sohlen und einen Steuerungsgürtel mit Sendern um die Hüften, mit denen er mittels MIDI-Technik und seier Füße Töne des hektischen Großstadtlärms abrufen konnte. Was er denn auch mit ausdrucksstarker, teils pantomimisch skurriler Körpersprache tat. Auf Scuffs, Slaps, Sugar-Steps, Flaps oder Taps folgten mal Straßengequietsche oder multikulturelle Sprachfetzen, mal kindliche Flötentöne, Chorgesänge, U-Bahn-Gedröhne oder Tonwahl-Geblippe. Ein sichtbar gewordenen Klangteppich, der zusammen mit der basslastigen Komposition von Stephan König zu einem mitreißenden Klanguniversum aus Klackern, Berliner Sounds, Jazz, Funk, Rock, Blues und lateinamerikanischen Rhythmen geriet.
Was aber nicht allein Webers beeindruckender Performance, seinen Sprüngen, den schlangenartigen Hüftschwüngen oder schrägen Drehungen zu verdanken ist, sondern auch den hervorragend jazzenden Musikern. So hätten Stephan König am Piano, Jan Krause am E-Bass, Matthias Muche an der Posaune und Barbara Buchholz an Bass und Theremin als kleine Big-Band durchgehen können. Eine Performance, die zeigte, wie wunderbar fließend die Grenzen zwischen Tanz und Instrumentalspiel sein können.
mos